Freitag, 7. Oktober 2016

The australian dream - Arbeiten auf einer Ranch

Schon immer war ich fasziniert von Pferden und so hat es auch nicht lange gedauert, bis ich den Reitsport zu meinem Hobby gemacht habe und mehrere Jahre fast jeden Tag mit den Vierbeinern verbracht habe.
Mit der Gewissheit nach Australien aufzubrechen kam also auch der Wunsch auf einer richtigen Ranch zu arbeiten und zu leben.


Nachdem ich sehr sehr schlechte Erfahrungen auf einer Ranch in der Nähe von Melbourne gemacht habe, habe ich es noch einmal gewagt und bin auf eine Ranch im Hinterland der Gold Coast gefahren. Diesmal lief alles etwas professioneller ab und ich war ab sofort mit meiner australischen Kollegin Amy die rechte Hand des 4fachen Australischen Reining Champions John Wicks



Ca. 30 junge Pferde, darunter viele Hengste und so genannte "Breaker" (noch nicht angerittene 1-jährige), die noch mitten in der "Erziehung" stecken. Für die, die nicht so die Ahnung haben... das sind wirklich keine Kuscheltiere und man muss rund um die Uhr unglaublich aufmerksam und vorsichtig sein und ein starkes Durchsetzungsvermögen besitzen. Klar, ich habe jahrelange Erfahrung mit Pferden, doch am Anfang war ich doch am zweifeln, ob ich wirklich mit diesen teilweise noch sehr wilden Tieren umgehen kann. 




Dieser hübsche Kerl auf den Bildern ist z.B. nicht nur einmal fast auf mich drauf gesprungen. Wie kontrolliert man ein Pferd, das unberechnbar ist? Es gab viele unangenehme Situationen und es war sehr harte Arbeit, doch im Nachhinein merke ich, wie viel mir diese Zeit gebracht hat.
Ich habe direkt auf der Ranch gewohnt. Der nächste Supermarkt war eine 30 Minutenlange Autofahrt entfernt und Internet war Fehlanzeige (was für mich in den ersten Wochen einen knallharten Entzug bedeutete :D). Eine komplett neue Art zu arbeiten und das bei Temperaturen, die oftmals an die 40 Grad gingen.


Wie mein Arbeitstag aussah?
Mein Wecker klingelte jeden Morgen um 5:40 Uhr. Um Punkt 6 Uhr war ich draußen und habe zunächst auf den Tagesplan geschaut, was an diesem Tag zu tun war. Der Tag begann immer damit die ersten Pferde für John zu holen und fertig für das Training zu machen. Sich schon so früh am Morgen mit dem ein oder anderen schlecht gelaunten Hengst auseinander zusetzen war definitiv nicht mein Lieblingspart... haha
John kam meistens gegen 7 Uhr und fing an zu reiten. Dies war übrigens unsere wichtigste Aufgabe. Es mussten immer genug Pferde fertig fürs Training sein. Es lief also so ab, dass wenn John mit einem Pferd fertig war, er direkt das nächste genommen hat. Währenddessen mussten wir wiederum die Pferde absatteln, abduschen und je nachdem speziell pflegen. 
Da die Pferde alle auf einzelnen Weiden standen und das Gelände ziemlich groß war, hätte es zu lange gedauert zu Fuß zu laufen.
Wir sind also auf Quads gefahren und haben so die Pferde geholt und weggebracht. Wer sich jetzt fragt, wie das mit so jungen Pferden denn funktioniert... wirklich nicht immer gut. :D
Mit der Zeit hat man aber ein Gefühl für jedes einzelne Pferd und seinen Charakter bekommen. 
Gegen 7:30 Uhr begann entweder Amy oder ich mit dem "Feedrun". Das bedeutete Heuballen schleppen, was der Rücken einem nicht gedankt hat. :) Wir haben uns jeden Tag abgewechselt mit dem Füttern. Der andere hat derzeit weiter die Pferde versorgt.
Zwischendurch hatten wir Aufgaben wie Stallausmisten, Wasserauffüllen, Krankenpflege der Spezialfälle, Zäune reparieren, Sattelzeug putzen oder oder oder. Unseren Arbeitgebern ist IMMER etwas nettes für uns eingefallen.
Zwischen 9 und 10 Uhr gab es dann die erste Pause. Endlich Zeit zum Frühstücken. Und zwar genau 20 Minuten. Auch hier mussten Amy und ich uns abwechseln, erst die eine, dann die andere, damit der Betrieb draußen weiter lief. So ging es weiter bis zum Mittag.
Meistens hatten wir 1 bis 1,5 Stunden Mittagspause. Wenn wir ganz viel Glück hatten sogar mal 2, die perfekt und gekonnt zum schlafen ausgenutzt wurden. Am Nachmittag ging es dann weiter wie zuvor. Wir erledigten unterschiedliche Aufgaben und setzten uns mit den Pferden auseinander. Gegen 17 Uhr begann nochmal ein "Feedrun".
Feierabend war dann gewöhnlich um 19 Uhr. Was für mich sehr ungwohnt war, war dass es gegen 18:30 Uhr schon dunkel wurde. Die letzten Pferde mussten dann also meistens noch im stock dunklen zurück auf ihre Weiden gebracht werden, was genau das war, was ich WIRKLICH gehasst habe. Denn hier war es immer besonders gefährlich, da man einfach kaum etwas gesehen hat und das ein oder andere Pferd aus verschiedenen Gründen zu dieser Zeit besonders unruhig war. Mit dem Wissen, dass es in diesem Gebiet die tödliche Schlangenart "brown Snake" gibt, ging es dann also nochmal auf Tour. Zumindest ein bisschen Beleuchtung wäre traumhaft gewesen - gab es aber nicht. :D 
Anschließend konnten wir uns dann endlich etwas zu essen machen und hatten etwas Freizeit.

In Biddadabba (ja, der Ort heißt wirklich so) gibt es unzählige Kängurus. Ich weiß noch wie sehr ich mich am ersten Tag gefreut habe eins direkt vor mir zu sehen. Das wurde jedoch zur Normalität und ich war eigentlich rund um die Uhr von den süßen Tieren umgeben. Manchmal waren sie sogar in ganzen Herden und mit ihren Babys unterwegs. Etwas weniger habe ich mich über die Gesellschaft der unzähligen Spinnen gefreut.Welcome to real Australia... Der "brown Snake" bin ich Gott sei Dank nicht begegnet. Allerdings hat sich ein Mal eine grüne Schlange nur wenige Meter neben mir ihren Weg gesucht. Genau diese Erfahrungen wollte ich sammeln und bin sehr dankbar dafür. 
In meiner letzten Arbeitswoche durfte ich sogar die ganze Woche mit nach Dalby fahren, wo eine große "Show" stattfand. 

Ich habe in meiner Zeit auf der Ranch viel über Pferde und noch viel mehr über mich selbst gelernt und bereue nicht einen Tag (auch wenn ich vielleicht den einen oder anderen Tag verflucht habe haha).

Ich weiß, dass es für viele schwer zu verstehen ist, aber das Vertrauen zu einem Pferd, und gerade zu einem sehr jungen, aufzubauen und von ihm akzeptiert zu werden, obwohl es sich am ersten Tag noch nicht mal führen gelassen hat, ist etwas ganz besonderes. Ich will nicht zu viel darüber reden, da es die meisten nicht interessiert oder sie es eh nicht verstehen, aber ich glaube einige wissen, wovon ich rede. :)













Sorry für die schlechte Qualität meiner Handykamera...

1 Kommentar:

  1. Das klingt traumhaft! Unglaublich anstrengend, aber traumhaft. *g*
    Die Zeit wirst du bestimmt dein Leben lang nicht vergessen.

    Ganz liebe Grüße

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