Donnerstag, 22. Oktober 2015

Abi - und jetzt?

"ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann 'ne Gedichtsanalyse schreiben. In 4 Sprachen." Dieser Tweet von Naina ist Anfang des Jahres im Netz wie eine Bombe eingeschlagen.






In der heutigen Gesellschaft wird uns von Anfang an eingetrichtert: "Du brauchst dein Abitur um etwas zu werden". Okay schön und gut. Mein Abitur hab ich jetzt also. Und nun? Naja, erst mal "chillen" und das Leben genießen oder? Von dem ganzen Lernen wird einem doch wohl jetzt mal eine Pause gegönnt sein.
Andererseits hat man 13 lange Jahre die Schulbank gedrückt um endlich da zu sein: ganz am Anfang. 
Denn wer ist man jetzt schon? Nur einer von Tausenden, die dieses Jahr die Schule beendet haben.
Also muss schnellstmöglich ein Plan her wie es weitergehen soll. Ja... wenn das mal so einfach wäre.
Klar, irgendwie weiß man vielleicht schon so einigermaßen was einen interessiert und was nicht. Oder?
Ein Lehrer hat es bei uns damals so formuliert: "Herzlichen Glüchwunsch zum Abitur. Ich hoffe ihr könnt gut schwimmen." - Versteht ihr nicht? Genau das ist es ja was passiert. Man wird von heute auf Morgen ins kalte Wasser geschmissen und ist auf sich alleine gestellt. 
Die Schule hat einen aber natürlich hervorragend auf das Leben vorbereitet, wie Naina es schon in ihren Worten ausgedrückt hat. Ich erinner mich an einen Test, den wir in der Schule am Computer machen mussten. Es gab verschiedene Fragen, die auf unsere Charaktereigenschaften hinausführten. Und am Ende wurden einem Berufsrichtungen gezeigt, die zu einem passen sollten. War das hilfreich? - Total. Nun weiß ich nämlich, da ich ein hilfsbereiter Mensch bin, dass ich eine ganz tolle Krankenschwester wäre. Fehlanzeige... 
Man macht sich also Gedanken, in welche Richtung es gehen soll. 
Ein Studium? Hm, da ist man gerade aus der Schule raus und soll wieder Jahrelang nur lernen und dafür dann am Besten auch noch richtig Geld zahlen? Super, das mit der Selbstständigkeit wäre dann schon mal abgehakt. 
Eine Ausbildung? Aber wo? Und warum habe ich mein Abi gemacht, wenn man für eine normale Ausbildung eigentlich gar keins bräuchte?
Wie sieht es denn mit einem dualen Studium aus? Das wäre doch die perfekte Lösung. Leider kann man sich dann aber von seinem Privatleben in der Zeit erst mal ziemlich verabschieden.
Fragen über Fragen, deren Antworten man nicht bekommt.

Okay um sein Glück einfach mal zu versuchen sind schnell 30 Bewerbungen geschrieben. Natürlich muss man damit rechtzeitig beginnen, da die meisten Auswahlverfahren schon 1 Jahr im voraus beginnen.
Sind die Noten also zufriedenstellend und das Anschreiben einen guten Eindruck macht, wird man schon mal eingeladen. Am Anfang natürlich ein richtiges Erfolgserlebnis bei einem großen und angesehenen Unternehmen. Man bekommt also Ort und Zeit und erscheint dann. - Natürlich überpünktlich und mit dem Gedanken, dass jeder sein Herz hören kann, da es so laut vor Aufregung schlägt. Man meldet sich beim Empfang und wird von der netten Sekretärin in einen Raum gebracht. Ein Raum voller Computer und 30 anderen Bewerbern. Nun sitzt man für die nächsten 2-3 Stunden da und gibt alles, um den Test zu bestehen und den Anforderungen zu genügen. Ohne Ergebnisse oder Feedback in irgendeiner Form wird man dann wieder nachhause entlassen. Reden konnte man bis jetzt also noch mit niemanden. Nach 1-2 Wochen bekommt man dann eine Nachricht. Entweder konnten die 10% anderen Bewerber leider 2 Aufgaben mehr lösen und man ist raus. Oder man hat das Glück und wird wieder eingeladen. Natürlich hat man jetzt noch nicht den Job. Es geht als nächstes erst ins direkte Vorstellungsgespräch oder ins Assessment Center, wo man nochmal bis aufs äußerste getestet wird. Klar, das Unternehmen will ja auch nur die Besten der Besten. 
Ist das alles nichts geworden hat man zwar eine Menge Zeit verloren, aber viel Erfahrung gewonnen... Jaja schon klar. :)

Welcome to life 




4 Kommentare:

  1. Hey Lisa!
    Ich kann wirklich ein Liedchen davon singen, denn nach dem Abitur merkt man erst einmal, wofür mach das alles braucht, was man in der Schule gelernt hat.. Den größten Teil nämlich nicht und ich habe mich auch gefragt, warum ich nie etwas über Versicherungen gelernt habe, denn davon hatte ich absolut überhaupt keine Ahnung und man wird in das kalte Wasser geschmissen. Auf einmal wollen nämlich alle etwas in dieser Richtung von einem.

    Ich wünsche dir einen schönen Sonntag,
    Vanessa

    www.mademoisellepinette.blogspot.com

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  2. Liebsten Dank für deinen Kommentar, habe mich sehr darüber
    gefreut! :))

    Dieser Tweet ist mir auch bekannt, sie hat ja auch völlig recht, mit dem was
    sie sagt. Allerdings kommt auch vieles mit der Zeit und manchmal muss man einfach
    ins kalte Wasser geschmissen werden, dafür lernt man aus solchen Situationen umso mehr.
    Was Verträge, Steuern, Versicherungen, ... angeht, habe ich viel bei meinem Studium gelernt
    und in den nächsten Wochen stehen schon weitere Vorträge und Workshops an, für die ich mich eingetragen habe, wobei diesen Vorträgen werden einem die wichtigen Dinge während des Studiums und danach noochmal nahegelegt. Mit dem Abi kann man eigentlich nichts falsch machen, man kann studieren oder auch eine Ausbildung machen und an diese eventuell später nochmal ein Studium dranhängen, man weiß nie, wie sich die Ansichten im Leben noch verändern werden und was man darauß machen möchte, mit dem Abitur stehen einem da aber viele Türen offen. Das mit dem Privatleben ist immer so eine Sache, ich muss bei meinem Studiengang sehr viel lernen und habe zudem noch zwei Nebenjobs und meinen Blog; von einem "richtigen" Privatleben kann da auch nicht die Rede sein. Aber so ist das nunmal, wenn es einen nicht total fertig macht, muss man einfach nur lernen, sich selbst damit irgendwie organisieren zu können, dann klappt auch der ganze Rest. :)

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  3. Ein sehr schöner Post! Ich habe mein Abitur noch nicht, mache es aber gerade. Um etwas Zeit zu gewinnen habe ich mich dann erst mal für ein Au Pair Jahr entschieden, vielleicht hilft es mir ja mich zu finden und zu entscheiden was ich zukünftig machen möchte.

    Es würde mich freuen wenn du auch mal bei mir vorbei schaust :)
    Allerliebst Chloé♥
    http://la-vie-est-belle-lynnchloe.blogspot.de/

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  4. Guter Post :) Ich kann dir wirklich zustimmen - Vor einem Jahr haben wir auch so eine Aktion gehabt, wo man Fragebögen ausfüllen musste, um dann vom Computer gesagt zu bekommen, was man werden soll. Das war wirklich der größte Schwachsinn.. Man muss sich wirklich damit auseinandersetzen, wo seine eigenen Stärken liegen, damit man das Richtige findet. Das kann man nicht mal ebenso in 30 Minuten am Computer. :D Aber unser Schulsystem sollte generell mal überdacht werden, denn leider läuft da ganz schön viel falsch. Ich bin froh, dass ich schon weiß, in welche Richtung ich nach dem Abitur gehen werde. :-)

    Würde mich über Gegenbesuch oder neue Leser freuen.
    Liebe Grüße,
    Linda
    http://iwanttobewithyoooou.blogspot.de/

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